News-Überblick: Das beschäftigt die Immobilienbranche
In diesem Artikel fassen wir zusammen, welche Trends die News über Immobilienmarkt und Baubranche im April 2022 beherrscht haben. Im Gegensatz zum sehr heißen und wenig berechenbaren Immobilienmarkt sei vorab festgestellt, dass die Medien seit vielen Monaten um ähnliche Themen kreisen. Steigen die Preise oder fallen sie? Steigen die Baukosten oder fallen sie bald wieder?
Das Handelsblatt berichtete diese Woche über die Auswertung eines großen Immobilienportals. Mieten und Immobilienpreise sollen demnach um bis zu sieben Prozent steigen. Die Erhöhung von Preisen im Baubereich gehe mit gesteigerten Kosten durch Ukraine- und Energiekrise einher, aber die Nachfrage nach Immobilien stimme und sogar Gewerbeimmobilien und Büros seien wieder gefragt, sodass die Preissteigerung kein generelles Warnsignal sei.
Die Inflation überhole die Immobilienpreise, titelt im Gegensatz eine Schlagzeile der WELT und prognostiziert Wertverluste. Andere Experten wagen einen weiteren Blick in die Zukunft und sagen ein Ende des Preisbooms erst für 2024 voraus. Was soll man glauben, im medialen Wettstreit um Reichweite?
Die Stimmung am Markt ist von hoher Fluktuation, Volatilität und schlichter Desorientierung geprägt. Wir fassen zusammen, was in den vergangenen 7 Tagen die Schlagzeilen bestimmte.
Quellen: Handelsblatt, ntv, Die Welt, NW.de
Bauwirtschaft bezweifelt Ziele der Bundesregierung
Die Regierung hat hohe Ziele für die Bauwirtschaft genannt. Es sollen 400.000 Wohnungen im nächsten Jahr gebaut werden. Angesichts diverser Lieferengpässe und steigender Kosten wäre dieses Ziel nicht einzuhalten, teilt der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft dem Handelsblatt mit.
Seit einer Weile mehren sich negative Einschätzungen der Bauwirtschaft. So hat eine Umfrage der deutschen Wirtschaft unter 3000 Unternehmen eine lange Liste der Probleme der deutschen Wirtschaft als Ursache für die zunehmend gedämpften Investitionen in den Neubau ermittelt.
Neubautätigkeit in Deutschland mit Hindernissen in 2022
Ganz oben auf der Liste steht die Energie. Unsicherheit in der Versorgung und höhere Kosten für Benzin und Diesel der Maschinen und der Logistik sind aber nur ein Faktor. Infektionen würden zudem zu gravierenden Personalausfällen am Bau und in Lieferketten führen. Auch der Krieg spiele eine Rolle. Rund 30 % der Bauwirtschaft sehen das kommende Jahr dennoch positiv. In der Gesamtwirtschaft sind es sogar über 60 %.
Die Verbände der Bauwirtschaft fordern eine verlässlichere und besser finanzierte Förderungspolitik. So sei der schnelle Stopp der KfW-Neubauförderung für das Effizienzhaus 40 wegen des niedrigen Budgets absehbar gewesen, berichtete vergangene Woche der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Es sei mehr Planungssicherheit erforderlich, um Investitionen in nachhaltige Neubauprojekte zu unterstützen.
Steigende Preise für Bauland, Baumaterial und Energie
Die Preise für Bauland, Baumaterial und Energie steigen genau, wie die Preise für Lebensmittel und Konsumgüter. Medien aller Regionen berichten unisono, so zum Beispiel auch Sachsens Bauwirtschaft, Gutachterausschüsse wie der Klever Gutachterausschuss in seinem Grundstücksmarktbericht. Die Top-Werte von 2021 werden wohl auch in diesem Jahr nochmals übertroffen.
Nicht zu vergessen sei, dass der Preisanstieg nicht ausschließlich durch höhere Nachfrage verursacht wird. Auch eine allgemeine Preissteigerung ist bereits eingepreist, was einem Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar und natürlich dem „Betongold“ entspricht, in das Investoren in unsicheren Zeiten ausweichen. Dafür spricht auch der Preisanstieg auf ganzer Linie: bei Wohnungen, Büros, Einfamilienhäusern, Bauland und sogar Ackerland.
Quellen: Baustoffmarkt-online.de, LokalKompass.de
Crash- und Rezessionsangst im Immobilienmarkt
Oft konnte man diese Tage von der Angst vor Inflation oder einem Immobilien-Crash lesen. Motley Fool macht Mut und stützt den Optimismus darauf, dass die Vorschriften für Hypotheken seit dem letzten Crash verschärft wurden. Kredite würden darum weiterhin gut bedient, und auch Angebot und Nachfrage stehen noch in einem guten Verhältnis. Solange die Nachfrage nicht fällt, wird der Immobilienmarkt wohl nicht einbrechen.
Nicht vergleichbar mit der Situation in Europa ist zurzeit der US-Immobilienmarkt. Er kann höchstens als Indiz dienen, um die Angst vor einer globalen Immobilien- und Hypotheken-Blase zu nehmen. Ist es doch die Finanzierungsseite, die den Immobilienmarkt für internationale Blasen anfällig macht. Als Gegengewicht zur US-Immobilienwirtschaft seien die schwelenden Probleme am asiatischen Immobiliensektor in Erinnerung gerufen.
Euroraum und USA – vergleichbare Immobilienmärkte?
Eine Parallele zwischen den Immobilienmärkten von USA und EU: beide Märkte erscheinen sehr stabil und boomen. Dennoch sind die Einflüsse beider Regionen zu unterschiedlich. Die Ukrainekrise kann für die USA sogar ein Glücksfall sein, macht sie die EU doch gleichzeitig abhängiger und hilft beim Aufbau eines neuen Eisernen Zaunes um das US-Imperium.
Der Euro-Raum hat dagegen starke Einbußen, sowohl wirtschaftlich, finanzpolitisch und politisch. Ein Desaster für uns, ein Glücksfall für die USA? Das wird sich am Ende zeigen und soll auch keine Meinung, sondern vielmehr eine Perspektive sein, die aus unserer Sicht in den Medien aktuell viel zu selten erwähnt wird.
In den USA wurden die Leitzinsen angehoben, das entzieht der Konjunktur sogar Kapital, dämpft die Investitionen. Diese Maßnahme könnte in Deutschland und Europa fatal sein, da sie die schwächelnden Investitionen in Immobilien, Unternehmen und Konsum noch unattraktiver macht, als sie es ohnehin sind.
Österreich bereitet sich auf das Bestellerprinzip vor
Wer in Deutschland eine Wohnung an den Markt bringt, muss Maklerprovisionen selbst zahlen. In Österreich soll ein ähnliches Gesetz 2023 kommen, ist zurzeit unter Begutachtung. Was auf die Österreicher zukommt, hat Der Standard näher beleuchtet.
Das Bestellerprinzip hat vor seiner Einführung in 2015 in Deutschland für hitzige Debatten gesorgt. Würden Eigentümer und Vermieter noch Immobilienmakler beauftragen, wenn die Kosten ihren Gewinn schmälern?
Eine Studie der Bundesregierung hat sechs Jahre nach der Einführung des Bestellerprinzips genau das festgestellt. Manche Vermieter haben die Maklerkosten einfach über Mieterhöhungen refinanziert, andere vermitteln sie nun selbst.
Bestellerprinzip: Wer sind die Gewinner und Verlierer?
Für Mieter ist durch das Bestellerprinzip eine Einsparung von 2,4 Monatsmieten tatsächlich eingetreten, weil nur noch gut halb so viele Mietwohnungen über Makler vermittelt werden. Es gab Umsatzverlust von rund 37 % bei Maklern. Damit steht fest, dass sich der Wettbewerb für Immobilienmakler nochmals verschärft hat. Mieter und Vermieter gingen in Deutschland als Sieger dieser Gesetzesänderung hervor.
Die Befürchtungen der Österreicher rangieren ebenfalls zwischen einem Wegfall von Mietwohnungen, erschwerter Vermittlung und Vermietung und erheblichen Umsatzeinbußen für Makler. Die deutsche Erfahrung macht solche Effekte auch für Österreich wahrscheinlich, ob es tatsächlich so eintritt und ob die österreichische Regierung die Regelung als exakte Kopie des deutschen Bestellerprinzips umsetzt oder wesentliche Änderungen vornimmt, zeigt sich in den nächsten Monaten.
Quellen: derStandard.at, Immocation.de