Die Bauzinsen haben sich in nur wenigen Jahren verdoppelt. Einige Experten glauben nicht, dass sie in absehbarer Zeit wieder sinken werden, sogar weiter steigen könnten. Falls Sie also überlegen, einen Immobilienkredit aufzunehmen, sollten Sie nun ganz genau hinschauen und schnell handeln.
Käufer und Verkäufer von Immobilien stellen sich auf weitere Preissteigerungen ein
In den vergangenen Jahren sind die Immobilienpreise nur in eine Richtung gegangen: nach oben. Wohnungen und Häuser wurden immer teurer, weil die Nachfrage groß und die Mitnahmechance der Eigentümer außergewöhnlich war. Dies lag zum Teil an der Nachfrage junger Berufstätiger, die gerne in eine Stadt ziehen, in der sie einen urbanen Lebensstil leben können. Zum anderen Teil wichen Investoren von anderen Märkten in den Sektor „Betongold“ aus.
Die Signale aus USA und Europa widersprechen zurzeit deutlich den schlechten Nachrichten aus China und dem Asia-Pazifischen Raum, wo große Ausfälle unter anderem wegen der in Schieflage geratenen Immobilienfirma Evergrande sowie das Platzen einer Immobilienblase mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft drohen.
Kleine Wende im Bauzins-Niveau
Nun zeichnet sich eine Trendwende ab: die Kreditzinsen steigen. Die Zinssätze sind in den letzten Jahren unglaublich gestiegen, was es für die Investoren und Bauherren schwierig macht, sich Geld zu leihen. Viele Experten hatten mit einem Anstieg der Bauzinsen gerechnet, nachdem sie im vergangenen Jahr konstant niedrig um durchschnittlich 1 % gewesen waren.
Preistreiber seien nach wie vor die seit Jahrzehnten höchste Inflation von 7,3 Prozent im März und das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten, stellen manche Branchenkenner fest. Ob aber tatsächlich eine Inflation vorliegt, darf zum Glück bezweifelt werden. Denn diese wäre ein Teufelskreis mit Wertverfall des Geldes.
Andere Experten machen darum aus guten Gründen Hoffnung, dass es sich um eine krisenbedingte Preissteigerung handle, statt um eine Inflation. Die Preise steigen durch Energieknappheit, Rohstoffmangel und unterbrochene Lieferketten im Zuge der Ukraine-Krise. Der Immobilienmarkt greife hier lediglich Unsicherheiten vor, zum Beispiel steigende Baukosten und Inflationsangst.
Eine Preissteigerung am Immobilienmarkt muss nicht zwangsläufig in eine Zinssteigerung münden…
Nun steigen die Zinsen in den USA ja bereits und viele Experten glauben, dass die Europäische Zentralbank in naher Zukunft auch mit einer Zinserhöhung nachziehen wird – unter vollständiger Missachtung der vollkommen unterschiedlichen konjunkturellen Ausgangssituationen.
Ob eine Zinserhöhung für Europa in einer schwächelnden Konjunktur positiv sein wird, ist allerdings zu bezweifeln: hohe Zinsen können Investitionen vielmehr verhindern, bei gleichzeitig sinkender Konsum- und Kaufkraft der Bevölkerung.
Ist das Ende der Niedrigzinsen in Sicht?
Immobilienfinanzierer erwarten jedenfalls, dass die Zinsen in Europa im Laufe dieses Jahres weiter steigen werden. Die Finanzierung hat sich schon im Monat März um 0,5 % verteuert. Trotzdem seien die Zinssätze im Vergleich zu den historischen Niveaus von vor 10-15 Jahren immer noch niedrig. Ob das nicht nur ein reines Marketinginstrument ist – immerhin verdient man am besten, wenn Bauherren niedrige Zinsen und hohe Zinsanstiege wittern – kann man nur vermuten.
Wenn es um den Kauf einer Immobilie geht, gehen die meisten Menschen von den Kosten der Immobilie und den Zinssätzen aus. Es ist jedoch wichtig, eine solche Finanzierung gründlicher durchzuführen, um zu wissen, worauf man sich einlässt, und um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Prognosen über steigende Zinsen sind mit großen Unsicherheiten behaftet und sollten die Entscheidung niemals zu sehr beeinflussen. Bleiben die Zinsen unten, dann stellt sich das ehemalige Schnäppchen mit langer Zinsbindung und geringen Tilgungsraten irgendwann als teures Kuckucksei heraus.
Langfristige Zinsbindung, viel Eigenkapital, hohe Rückzahlungen
Die große Frage lautet: Wie lange bleiben die Zinsen noch niedrig? Der beste Weg zur günstigen Finanzierung besteht darin, einen festen Zinssatz für über 15 Jahre oder sogar länger festzulegen. Auch eine hohe Eigenkapitalquote zuzüglich Nebenkosten ist ein großer Vorteil. Darüber hinaus sei es sinnvoll, möglichst hoch zu tilgen. Letztlich laufen alle Tipps natürlich darauf hinaus, Immobilieninvestments aus einer möglichst starken Position zu tätigen, um die Konditionen optimal zu beeinflussen.
Der Immobilienmarkt ist wettbewerbsintensiv und oft interessieren sich viele Investoren für die gleiche Immobilie. Es empfiehlt sich darum auch, die Finanzierung zu klären, bevor Sie sich auf die Suche nach der passenden Immobilie begeben. So können Sie gleich bei Angebotsabgabe mit einem soliden Finanzierungskonzept aufwarten und dem Immobilienverkäufer den Erfolg seines Abschlusses fundiert zusichern.
Bauzinsen-Prognose: schwierig bis unmöglich!
Viele Faktoren fließen in die Bildung der Bauzinsen hinein. Die Märkte, die Konkurrenzsituation der Kreditinstitute, die Vorgaben der Zentralbanken und Notenbanken, politische Weichenstellungen und die globale Situation. Kreditvermittler und Kreditinstitute verdienen an jedem Abschluss mit.
Bevor Sie sich also für den Kauf eines Eigenheims oder einer Immobilie als Investment entscheiden, stellen Sie sicher, dass es eine fundierte Entscheidung ist, indem Sie viele Fakten berücksichtigen und möglichst mit einem unabhängigen Finanzberater darüber sprechen. Private Kaufinteressenten eines Eigenheimes sollten genau kalkulieren, ob sie die Immobilie bis zum Renteneintritt überhaupt abbezahlen können – nur dann taugt eine Immobilie als Altersvorsorge. Vergessen Sie nicht, dass sich die finanzielle Situation im Laufe eines Lebens mehrfach ändern kann.
Bauzinsen sind ein kontroverses Thema. Wir wissen, dass die Richtung der Zinssätze Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte haben kann, aber es ist schwer, ihre Zukunft vorherzusagen. Einige Experten glauben, dass die Zinssätze weiter steigen werden, aber es ist derzeit nicht absehbar, ob dies wahr ist oder nicht. Ob die Bauzinsen tatsächlich weiter steigen werden, kann niemand verlässlich sagen und eine Prognose darüber ist darum unseriös.
Der Anstieg der Zinsen ist ein großes Thema in der Baubranche, aber auch in anderen Branchen. Dies hat auch damit zu tun, dass die Arbeitslosigkeit durch Corona relativ hoch ist und praktisch alle Branchen unter den vergangenen Pandemie-Jahren gelitten haben. Das wiederum bedeutet, dass die Konjunktur wohl über einen ungewissen Zeitraum weiter schwach bleiben wird. All dies sind keine rosigen Vorzeichen.
Die eigentliche Frage bleibt, ob die Regierung der Zinssteigerung aus konjunkturellen Gründen entgegenwirken und die Zinsen künstlich flach halten wird, oder sich dem Kurs der US-amerikanischen Notenbank FED anschließt.